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Interview mit Sevil Uguz

Wir haben mit Sevil Uguz über das neue, angepasste THE NETWORKx Konzept gesprochen und darüber, wie Corona ihre Arbeit beeinflusst.
© Sevil Uguz
© Sevil Uguz

Sevil Uguz ist die Gründerin und Inhaberin des LNFA-Stores in Berlin und hat die Berlin Fashion Week Networking-Veranstaltung THE NETWORKx mitgegründet. Sie kennt sich mit der Arbeit der Einkäufer, Unternehmer und Veranstalter aus und war in ihrer Vielschichtigkeit eine interessante Interviewpartnerin. Wir wollten von ihr wissen, wie die Corona-Krise sie beeinflusst und welche Pläne für sie in naher Zukunft anstehen.

Als Initiatorin von THE NETWORKx haben Sie eine Kooperation mit der nachhaltigen Modemesse Neonyt gestartet. Vernetzung ist in den aktuellen Zeiten ja kein einfaches Thema, wird dieses Konzept fortgeführt werden können?

Wir haben unser THE NETWORKx-Konzept angepasst und uns in Sqetch mit Marte Hentschel einen sehr starken Partner dazugeholt, um ein digitales Happening zu schaffen. Wir werden in Kürze auch mehr über unsere Main Partner veröffentlichen, bitten aber aktuell noch um ein wenig Geduld… denn Gut Ding will Weile haben.

Wie beeinflusst die Corona-Krise Ihre Arbeit? Was hat sich geändert?

Es hat sich wirklich einiges seit Beginn der Pandemie auf unterschiedlichste Art und Weise für den Store und auch die Networking-Veranstaltung verändert. Unser Networking Event wurde wie so viele Veranstaltungen bis auf Weiteres zumindest für den Sommer abgesagt. Natürlich sind wir nicht untätig geblieben und haben hierfür mittlerweile ein komplett digitales Konzept erarbeitet und sind gerade in den Detailabsprachen mit unseren Partnern. Grundsätzlich kann man sagen, dass sich im Bereich der Events alles vorerst, wenn möglich, digital abspielen wird und dies für alle Beteiligten eine spannende Herausforderung darstellt. Aber wir haben bereits viel Feedback und Interesse bekundet bekommen und sind deshalb guter Hoffnung, dass das Thema Networking auch zukunftsweisend digital stattfinden kann.

Die Veränderungen im LNFA Conceptstore sind weitgehender und komplizierter. Man könnte meinen, dass auch hier eine Verlagerung in den E-Commerce die Lösung ist, aber das ist leider nicht so der Fall. Wir haben zwar einen Online Store, aber wie so viele Onlinestores werden wir bei SEO nicht gefunden.

Aktuell ist für uns nach der langen Schließzeit von sechs Wochen das größte Problem, dass zu wenig Frequenz herrscht. Die Menschen trauen sich noch nicht so wirklich und müssen sich auch erst einmal mit der Maskenpflicht arrangieren. Wir verzeichnen glücklicherweise jeden Tag eine stetige minimale Verbesserung, rechnen aber im Jahr 2020 nicht mehr damit, zu den üblichen Umsätzen zurückzufinden.

Was ändert sich für Einkäufer, was für die Geschäftsführer von Fashionstores in Berlin? Welche Berufsgruppen innerhalb der Modebranche trifft es am stärksten?

Die Einkäufer der meisten Fashion Stores sind aktuell stark mit Krisenmanagement beschäftigt und werden möglicherweise auch in Sachen saisonaler Einkauf umdenken müssen. Wir haben uns mit vielen Herstellern ausgetauscht, die ihre Kollektionen saisonal unabhängiger aufstellen und so weniger hohes Risiko über nicht abverkaufte Ware haben.

Am stärksten trifft es mit Sicherheit den Handel, die Hersteller und die Produktionen. Hier sind alle bemüht, moderate Lösungen zu finden, denn alle diese Gewerke benötigen einander und sind unverzichtbar miteinander verzahnt.

Wenn Sie der aktuellen Ausnahme-Situation etwas Positives abgewinnen sollten – was wäre es?

Ich persönlich, als alleinerziehende Mutter und alleinige Geschäftsführerin, bin begeistert über das neue Zeitmanagement. Ich habe ein Gefühl der Entschleunigung und, dass mittlerweile effektiver gearbeitet und auch entschieden wird. Außerdem finde ich den Zusammenhalt, den wir mit unseren Designern und Kunden haben, wirklich beispielhaft und wünsche jedem aus der Modewelt einen ebenso rücksichtsvollen Umgang mit der Krisensituation.

Wie wird sich die Branche Ihrer Meinung nach auf mittel- und langfristige Sicht verändern?

Ich habe die Hoffnung, dass das große Thema Nachhaltigkeit in Produktionsstätten in Zukunft besser gewürdigt werden wird, wo immer sich diese auch befinden. Wir arbeiten schon immer saisonunabhängig und orientieren uns am Bedarf und den Wünschen der Kunden. Kein Kunde fragt im August nach ersten Wollmützen und unsere Kunden schätzen außerdem gute Designs, die auch immer wieder in den Kollektionen unserer Designer mit leichten Abwandlungen wie Farbe und Print auftauchen. Ich denke, dass diese Veränderungen auch stattfinden werden, aber eher als ein langfristiges Ziel, vor allem bei den Giganten der Modeszene, zu sehen sind. Wir glauben an nachhaltigen Konsum und die Liebe zur Mode und werden unseren Weg auch weiterhin so bestreiten!