SNEAKER RESCUE: Repair – auf neuen Sohlen in die Zukunft

„Wer um Himmels Willen lernt heute überhaupt noch Schuhmacher?“

Alles begann in einer kleinen Wohnung in Berlin Pankow. Dort hatte der junge Ex-Ostberliner Hagen Matuszak seine Schuhmacher- & Schleifmaschinen installiert und dort startete er 2018 sein Online-Startup Sneaker Rescue.
Mit seinem Angebot, die alten durchgelaufenen oder sonst wie kaputten Turnschuhe zu reparieren und für die nächste Lebensrunde wieder fit zu machen, hat er offenbar eine Marktlücke gefunden, die ihn zu einem phänomenalen, kleinen Startup macht.

„Wer um Himmels Willen lernt heute überhaupt noch Schuhmacher?“ Mit dieser Frage wird der 25-jährige Hagen Matuszak ziemlich oft und meistens sofort konfrontiert. Deshalb erzählt er gleich als erstes, dass er in diesen Beruf schlicht seinem Vater, einem gelernten orthopädischen Schuhmacher, eins zu eins nachgestiefelt ist und dass ihm die Idee für Sneaker Rescue auch einfach so an der Schleifmaschine eingefallen ist. Das war in der Schweiz, wohin er nach seiner Ausbildung 2017 gegangen war, um ein wenig andere Luft zu schnuppern und – siehe da, seine Business-Idee hat sofort eingeschlagen. Anscheinend hängen doch wesentlich mehr Menschen an ihren ausgeleierten, durchgewetzten, abgerissenen und dennoch irgendwie heiß geliebten Turnschuhen, als man denkt.

Schuhmacher gesucht

„Viele sind mit ihren Sneakers um die halbe Welt gereist und haben deshalb eine fast sentimentale Beziehung zu ihren Schuhen“, berichtet Hagen Matuszak. Schon nach wenigen Monaten hatte er in seiner kleinen Wohn-Werk-Bude soviel Nachfrage per Netz generiert, dass er sich die eigene, professionelle Schuhmacher-Werkstatt in Berlin Neukölln leisten konnte. Weit schwieriger war in der Tat, entsprechende Kollegen für das junge, florierende Geschäft zu finden. Fünf sind es dennoch mittlerweile im Team und alle „selbstverständlich“ im selben Alter.

Die Presse habe natürlich auch ihren Beitrag zum Erfolg geleistet, freut sich Hagen, denn auch die Medienleute fanden ihn per „Word of Mouth“ oder über das Netz und waren durch die Bank alle so begeistert, dass sich die Werbetrommel auch ohne Budgets ordentlich rührte.

Aus Respekt vor der Arbeit anderer

Dabei hält sich Hagen Matuszak mit großen Reden von wegen Nachhaltigkeit und derlei Neuzeit-Schlagwörter eher zurück, denn Reparatur als solches ist für ihn das nachhaltigste Modell überhaupt. „Wir sind uns wohl alle einig, dass Sneakers, die nach 6 bis 12 Monaten bereits in der Tonne landen, sowas von 2005 sein sollten“, meint der Vertreter der Next Generation, für den 2005 so vorbei wie das vorige Jahrhundert ist. Er selbst liebt seinen Rescue-Ansatz, weil seine Reparaturen generell der Ausdruck von Respekt und Wertschätzung vor der Arbeit anderer Menschen sind.

Und so laufen derzeit im Monat gut 400 bis 500 Paar Sneakers durch seine Werkstatt. 90 Prozent aller Aufträge kommen online aus dem DACH-Raum. Die Kunden bekommen anhand eines Fotos einen präzisen Kostenvoranschlag für die Aufarbeitung von Löchern im Vorfuß, durchgescheuerten Linings oder abgelaufenen Sohlen. Der Rest geht postalisch mühelos hin und her. Natürlich sind die im Schnitt 50 Euro pro Reparatur inklusive Versand ziemlich knapp kalkuliert, aber Hagen möchte lieber erstmal „’nen Haufen junge Leute mit dieser Idee vertraut machen, dass nicht alles, was ein wenig Patina oder sonstige Gebrauchsspuren hat, in den Müll gehört“.

Pick-up Filialen für die Turnschuh-Retter

Weltweit werden jährlich 24 Milliarden Schuhe gebaut und allein in Deutschland 10.000 Tonnen in die Abfalleimer geworfen. Das möchte Hagen definitiv ändern und durch einen ersten Pick-up Store direkt am U-Bahnhof Schönhauser Allee in Berlin mit seiner Botschaft und seinem zukunftsweisenden Service auch physisch präsent sein. Weitere Filialen sollen folgen. Wir sind dabei! // Uta Gruenberger   

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Sneaker Rescue