TRIPPEN: Dem Handwerk treu – die Nachhaltigkeit in der DNA

Seit Beginn des Berliner Schuh-Labels Trippen vor 30 Jahren, bewegte sich die von Grund auf grüne und faire Marke jenseits der gängigen Fast Fashion-Trends und produziert Schuhe, die als zeitlos stylishes Statement ein Leben lang zu tragen und immer wieder reparierbar sind.   

Als Michael Oehler und Angela Spieth Anfang der 80er Jahre nach Berlin zogen, um für ihre Mode-Träume den ultimativen Metropolen-Flair als Inspiration hautnah um sich zu haben, herrschte die pure Intellektualität an den Hochschulen. „Handwerk wozu?!“, so ähnlich lautete die Haltung an den Unis. Allerdings so ganz ohne Knowhow zur Produkt-Funktion ging es in den Modeklassen dann doch nicht und Michael Oehler, der das Schuhhandwerk bis zur Meisterprüfung erlernt hatte, bekam seine erste Gastprofessur an der Hochschule für Gestaltung Offenbach. Auch die Mode-Studentin Angela aus Altdorf bei Stuttgart, erkannte die Schuhmode als interessante Nische. Schon früh sammelte sie ihre Erfahrungen in der Schuhindustrie vor Ort in Asien und fand sich mit Michael im Spannungsfeld zwischen Mode und Ökologie.

Er, der Handwerker, und sie, die ambitionierte Designerin, entdeckten eines Tages auf ihren Recherche-Reisen in einer traditionellen Schuhleisten-Fabrik das Modell einer Holzsohle aus den 70er Jahren, deren einfache aber ungemein ausgefeilte Funktionalität sich leicht zu höchst modischen Silhouetten umarbeiten ließ.
Dieses Fundstück wurde der Anstoß für die beiden Wahlberliner, ihren Traum vom eigenen Schuhlabel zu realisieren. Trippen wählte man als Name – so, wie jene hölzernen Sohlen, auf denen man im Mittelalter in den sogenannten Schnabelschuhen durch die Gassen „trippelte“.

 

Schuh-Handwerk lernen, leben und lieben

Gleich nach dem Mauerfall 1989 kauften die beiden ihre eigenen Maschinen und starteten zunächst mit einem Team von Russland-Rückkehrern. „Wir waren echte Integrationsweltmeister“, erinnert sich Michael Oehler. 2018 wurden sie dafür vom Land Brandenburg ausgezeichnet. „Schuhproduktion ist ja als Berufszweig weder romantisch noch sexy“, so der noch heute aktive Sohlen-Designer weiter. „Den ganzen Tag an der Näh- oder Schleifmaschine, das ist harte Arbeit.“

Dennoch, 1998 starteten die Trippen Gründer in einer ehemaligen DDR-Schuhfabrik in Brandenburg Zehdenick, 60 Kilometer von Berlin, ihre eigene Produktion. Sie konnten nun selbstständig ihren anfangs 30, heute knapp 100 Angestellten einen angenehmen bzw. mehr als fairen Arbeitsplatz inklusive Freizeitangebote gestalten.

Der persönliche Kontakt zu den Angestellten ist bis heute geblieben. „Ich weiß von jeder meiner Näherinnen genau, was sie besonders gut kann“, freut sich Michael Oehler, wenn er das Arbeiten in seiner Fabrik in überschaubar kleinen Teams beschreibt. Das ständige Experimentieren beim Verarbeiten und Färben von Leder sowie mit innovativen Schnitt-Techniken wurde zum Hauptspielplatz – ebenso wie die ständige Weiterentwicklung der Trippen Sohlen.

 

Das passende Statement zu Avantgarde-Design.

Angelehnt an den Schuh-Stil der Japaner, die aus der Kombination von Reduktion und Funktion in jahrhundertelanger Tradition ihre spezifischen Sohlen wie auch den Plateau-Absatz entwickelt haben, kreierten Michael Oehler und Angela Spieth ihren eigenen Look.
Mit ihrer ausgetüftelt untersetzten Besohlung, die unkompliziert zu reparieren ist und so sensationell stylish wie zeitlos minimalistisch auftritt, fand Trippen in der Fashion-Szene quasi über Nacht seine treuen Fans und Käufer.

Damals in den 90ern waren Sneakers zum Anzug oder Kostüm, sprich im Büro, ein No-Go. Trippen war eine der ersten Marken, die zu den avantgardistischen, belgischen und japanischen Mode-Designern das mindestens ebenso aussagekräftige wie bequeme Schuhwerk lieferten. Und wenn heute die belgische Haute-Couture-Designerin Iris van Herpen ihre höchst futuristische 3D-Kollektion über den Laufsteg schickt, dann sind es selbstverständlich Schuh-Skulpturen von Trippen, die als handgeleimte Exklusiv-Modelle passend dazu entwickelt wurden. 

Unter der Trippen Kundschaft haben sich in den 30 Jahren echte Sammler herausgebildet – bis hin zu Hollywood-Kostümbildnern. Und das obwohl die Schuhe ewig halten bzw. lebenslänglich zur Generalüberholung ins Werk nach Berlin Brandenburg geschickt werden können.

 

Glückliche Rinder und grüne Farben.

Über Nachhaltigkeit verliert Michael Oehler ansonsten keine großen Worte. Die grüne Haltung als Dach über dem Spagat zwischen Funktionalität und erschwinglichem Design war von Anbeginn das persönliche Bedürfnis der Designer und wurde so zur DNA ihrer Produkte. Das Rohmaterial Leder stammt von „glücklichen Rindern“ aus den französischen Alpen und wird in einer italienischen Gerberei pflanzlich eingefärbt. Und zur Reduktion von Erdöl-Produkten in den Sohlen experimentiert Trippen permanent mit neuartig recycelten und partiell kompostierbaren Gummis – siehe Kollektion „Traces“. 

Und wie geht es mit dem Business weiter? Nach den aktuellen Einbrüchen im Großhandel sehen Michael Oehler und seine heutige Design-Kollegin Claudia Hoess einer Verkleinerung ihres Betriebes durchaus ins Auge. Mit ihrem natürlichen Sustainability-Konzept und dem Customized-Angebot in der hauseigenen Produktion sind sie jedoch für die Zukunft gerüstet. In den Social Media riefen sie während der Lockdowns ihre Community zum Trippen Design-Wettbewerb auf und hatten größten Spaß daran, einen Entwurf der begabten Fans exklusiv umzusetzen. // Uta Gruenberger 

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